Angedacht

Quelle: Erlöser Emden

Getauft? Tätowiert?

Man kann die Taufe mit einer Tätowierung vergleichen. Etwas, das unter die Haut geht. Eine, die ich bei einer Braut auf der Schulter gesehen habe: „Fight Love Hope“. Kampf, Liebe, Hoffnung als Aktualisierung von Glauben, Liebe, Hoffnung? Glaube wurde durch ein anderes Wort ersetzt, das aber in Beziehung bleibt mit Liebe und Hoffnung. Das erinnert an ein Bibelwort aus dem Timotheus Brief: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens! Erringe so das ewige Leben. 
 
Glauben, d.h. „kämpfe“ für Liebe und Hoffnung. Tritt dafür ein. Folge dem nach, was man nicht sieht. Du bist damit „tätowiert“, d.h. getauft. Ein Geschenk, das Liebende verbindet und Hoffende und Kämpfende. Wer sich tätowieren lässt, erlebt ein vorher und eine nachher. Das geht nicht mehr weg. Da kommt vielleicht noch etwas dazu. Man kann auch die Menschen unterscheiden in jene, die sich tätowieren lassen und jene, die es nicht tun. 
 
Paulus schreibt an Menschen, die sich unterscheiden wollen, für die es einen deutlichen Unterschied macht, getauft zu sein oder nicht getauft zu sein, dazu zu gehören oder nicht dazu zu gehören. Er schreibt für Menschen, die spüren: Da ist noch etwas anderes. Für Menschen, die kämpfen (!), lieben und hoffen. Für Menschen, die darum wissen, dass man manchmal ausziehen – aus einer Knechtschaft, aus einem alten Leben. Für Menschen, die ein altes Leben hinter sich gelassen haben. Für Menschen, die sich von Jesus leiten lassen auf einen Berg mit Aussicht auf: Seligkeit für Trauernde, für Friedfertige, Arme, auf Trost, Frieden, eine reiche Armut. Für die Schöpfung, die etwas von der Macht des Todes zu spüren bekommt und Menschen, die sich nicht dagegen abschotten können, aber auch nicht einschüchtern lassen wollen. 
 
Wie den Vater in irgendeiner Stadt der Ukraine, der viele Stunden neben seinem getöteten Sohn betet und trauert. Und die Polizistin, die die ganze Zeit an seiner Seite bleibt, und ihm Zeit für seine Trauer lässt und einfach nur da ist. Zeigt mir den Vater, dem da nicht, offen oder versteckt die Tränen kommen! Nein, wir dürfen uns nicht an diesen mörderischen Krieg gewöhnen – für den allein Russland die Verantwortung trägt! Wir dürfen uns bei aller Ernsthaftigkeit, mit der wir uns auf einen harten Winter vorbereiten müssen, nicht Ursache und Wirkung aus dem Blick verlieren. Eine schönste Schlagzeile der Ostfriesenzeitung in diesem Sommer: „In Tholenswehr blüht das Leben“. In der Ukraine wächst der Weizen – auch. 
 
Taufe, d.h. das Leben nicht nur biologisch, sondern auch biographisch mit einem Vorzeichen, einem Wasserzeichen der Hoffnung und der Liebe zu verstehen.

Geistlicher Impuls zur Jahreslosung

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Johannes 6,37 (E). 
Es ist die Jahreslosung und eine merkwürdige Rolle, die Jesus hier einnimmt. Er ist so eine Art stummer Helfer. Er erscheint wie der Besitzer einer Imbissbude, der Kredit einräumt, gelegentlich ein Sandwich oder einen Kaffee spendiert, ohne jeden Vorwurf, ohne jeden Anspruch, etwas verbessern zu wollen. Melde dich einfach. Er ist nicht der Wirt, der sein bester Kunde ist, der sagt: Komm, lass uns einen heben. Jesus ist der Versorgungsexperte, der Verbindungsmann zu Brot und Wein und mehr. Er ist der gute Barmann, der nur bis zu einem bestimmten Punkt ausschenkt. 
Das ist positiv: Wir werden nicht abgewiesen oder rausgeworfen – als Gemeinde, als Mitarbeitende. Auch mit unserem Mangel an Phantasie und Kreativität und Vorstellungskraft. Wir dürfen kommen. Wir, die wir auch gezeichnet sind durch das Leben und Abschiede und als manchmal zerrupftes Dreamteam, manchmal erschöpft und ungeduldig und enttäuscht. Als diese Bemühten und Belasteten sollen wir die Türen aufhalten und niemanden zurückweisen. Die, die drin sind, sind drin, um die Tür und die Tore weit zu machen für den, der anders als die Herren dieser Welt. Und ihn als Gastgeber preisen, der sagt: „Meld´ dich einfach…“.